hmmphatt
Für Frau Ernst Schlottmann Wwe. war es die reine Lust, sich vor dem Fernseher fallenzulassen.
Mit ein paar Tafeln Schokolade, vier großen Beuteln Salzbrezeln, zwei Flaschen Schokodrink und einem Maxiglas voller feinfetter Dipsauce.
Dagegen konnten Großphilosoph Meisterhansl und vor allem Umabrella nicht anstinken. Aber garnicht.
Frau Ernst Schlottmann Wwe. genoß es geradezu, nicht selbst in diesen Labershows aufzutreten. Ja früher, da hatte sie sich ein paarmal beworben. Aber die hatten kein Interesse gezeigt. Nicht mal zurückgeschrieben oder angerufen. Na, warum auch. So interessant war ihre Geschichte ja auch nicht. 'Frau bringt auf lustige Art und Weise versehentlich ihren Ehemann um'. Was gibt das schon her ?
          Obwohl es wirklich zum Brüllen komisch gewesen war. Also im Rückblick natürlich. Silberhochzeit wollten sie feiern, ihr Ernst und sie. Am nächsten Tag sollte das Fest mit allen Verwandten steigen. Ernst wollte eigentlich nur noch die Girlande mit dem großen lackierten Plastikteil aufhängen, auf dem die silberne 25 glänzte. So quer durchs Wohnzimmer. Obwohl sie noch die Leiter zu halten versuchte (sie gab ihr leider im Überschwang gerade noch den letzten gewaltigen Stoß) kippte Ernst nach vorn und knallte mit dem Kopf auf den Fußboden. Sie sah sofort, daß es ihn ordentlich getroffen hatte: nur mit Mühe konnte er sich in eine sitzende Stellung quälen und sein Kopf wackelte hin und her, während sich eine gewaltige Beule aus einem schnellwachsenden blauen Fleck auf seiner Glatze erhob.
          Sie raste in Panik hin und her und fand erst das Telefon nicht. Jetzt war zum ersten Mal nicht von Nutzen, daß Ernst eine lange Leitung installiert hatte, damit sie es überall in der Wohnung mitnehmen konnten (er traute diesen Funk-Dingern nicht wegen der Abhörsicherheit, als ob es bei ihnen was abzuhören gegeben hätte !). Als sie es endlich auf dem kleinen Beistelltischchen entdeckte, war Ernst offenbar schon in einem gewissen Delysium (so nannte sie es später bei der Polizei, weil ihr das richtige Wort nicht einfallen wollte) und säuselte mit verdrehten Augen ein ständiges 'Sie schwebt, sie schwebt', was immer das bedeuten sollte, vor sich hin.
          Sie schnappte sich das Gerät und stürzte mit gewaltigen Sprüngen in den Flur, wo an der Garderobe die Liste mit den wichtigen Rufnummern hing. Dr. Dobl-Flack, Dr. Dobl-Flack, Sackzement wo steht er - ah ja - jetzt wählen... Mit fliegenden Fingern tippte sie die fünf Zahlen ein. Besetzt !!! Irgendwie hatte sich wohl auch das Telefonkabel verfangen und sie zog und riß mit voller Kraft daran, bis es aus dem Wohnzimmer einen dumpfen Schlag gab und sich das Telefon näher heranzerren ließ. Besetzt. Mit pochendem Herzen überlegte sie, ob vielleicht der Notruf... oder die Feuerwehr... Was war die Notrufnummer ? 113 ? 221 ? Oh Gott - wieder und wieder tastete sie Dr. Dobl-Flack ein und endlich war die Praxishilfe dran. "Sie schwieee, sieee schwieee" röchelte es währenddessen leiser werdend aus dem Wohnzimmer. "Der Doktor soll gleich kommen !" brüllte sie außer sich in den Hörer und zog mit ganzer Kraft am Kabel, um das Telefon bei sich zu behalten, "der Ernst ist gefallen! Schnell! Was? Ja, Schlottmann, wer sonst? Notarzt? Finde ich nicht! Was? Was heißt ruhig, der Ernst liegt im Wohnzimmer! Ja - aber gleich. Schnell ! Was ? Das weiß er doch, er war doch letztes Jahr erst da, als ich den scheiß Durchf... Ja, ganz oben, ja. Aber schnell, bitte!" Meine Güte stellte die sich an! Völlig außer sich zerrte sie das Telefon mit sich zur Tür, um sie schon mal für den Doktor aufzusperren. (Erich hatte schon seit Jahren zwei zusätzliche Sicherheitsriegel angebracht, man weiß ja nie !) Mit einem lauten "schwatt!" riß das Telefonkabel aus dem Gerät und Frau Schlottmann klopfte nun ihrerseits mit dem Kopf und mit Schwung gegen die wieder zuschnappende Haustüre. "Verdammt nochmal!" Sie starrte auf das plötzlich so leicht gewordene Gerät und ärgerte sich trotz ihrer Panik. Ausgerechnet jetzt. Obwohl, der Doktor war ja auf dem Weg. Um das Telefon konnte sie sich anschließend ja noch kümmern. Sie stellte es vorsichtig auf den Boden und eilte zum Wohnzimmer.
          In voller Fahrt stolperte sie noch in der Türe über Erichs Kopf. "Was macht denn der jetzt hier ?" war ihr letzter Gedanke und sie schlug mit voller Wucht auf den Boden. Na ja, nicht gerade auf den Boden, eher auf Erich, der langgestreckt zwischen dem Boden und ihr lag. Bei der Landung knackte irgendwas und auch ihr schwanden die Sinne. knrrps
          Langer Rede kurzer Sinn: sein Rückgrat war gebrochen. Das war aber nicht so schlimm. Er war schon vorher tot gewesen. Erdrosselt von der Telefonleitung, die sich um seinen Hals geschlungen hatte. Seine Frau hatte ihm vehement die Luft abgestellt. Zum Brüllen, was ?
Aber eben nicht interessant genug für Meisterhansl und Umabrella. Nur fürs Internet. Hähä.

Aber haben Sie bemerkt, was den ewigen Loser ausmacht ? Ernst verliert nicht nur sein Leben, er wird auch noch in eine weitere Identität gestoßen und taucht als schon toter Mann plötzlich als Erich wieder auf. Gott bin ich ein "author from hell"...

[ h a r d b l a s d i g     11 ]