GOTTFRIED SCHOLLS ABRECHNUNG UND ENDE

Jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit bepackte Gottfried Scholl seinen Kleintransporter mit alten Holzkisten und raste zum Nordfriedhof. Seit sein Vater gestorben war, hatte der junge Mann keine Ruhe mehr gefunden. Sein Herz war verbittert und in seinen Gedanken fand sich nur mehr Platz für grenzenlosen Haß auf den Mann, der Haus und Hof, Frau und Kühe dem Alkohol geopfert und dem Sohn nichts hinterlassen hatte als eine stumpfe Sense und einen halben Zentner Futterrüben.
Mit schwellenden Adern und wutverzerrtem Gesicht türmte der junge Scholl Kiste auf Kiste und baute vor dem Grabe des Vaters ein meterhohes Podest.
"Du Hund," brüllte er von oben herab, nachdem er den ächzenden und schwankenden Stapel erklommen hatte, "du Hund, du versoffener ! Keine Ruhe sollst du finden, solange ich lebe ! Jede Nacht werde ich dich heimsuchen und dir dein elendes Säuferleben vorwerfen !"
Diese und schlimmere Worte pflegte er Nacht für Nacht in die Dunkelheit zu röhren, zutiefst aufgewühlt und voll berstenden Zornes.


...hier kommt Scholl nochmal hoch, aber ich bremse ihn mit einem grandiosen Spaltenumbruch einfach aus...

Eines Nachts jedoch, es war im zehnten Jahr nach dem Tode des Vaters, klopfte der alte Friedhofswärter wütend an den Kistenstapel, auf dem der junge Scholl in seine wütenden Schimpftiraden vertieft war und rief zu ihm hinauf : "Scholl, du Rindvieh ! Jahrelang hast du mir den Schlaf geraubt mit deinem sinnlosen Gebrüll ! Jetzt endlich ist mein Maß voll, randvoll, und ich muß es dir sagen: dein Vater kann dich garnicht hören ! Keinen Ton hört er von dem, was du ihm vorwirfst ! Er ist nämlich seit zehn Jahren tot ! Mausetot ! "
Gottfried Scholl erstarrte, die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Tot, raste es durch sein Gehirn, tot? Mein Vater ist tot ? Kalt und t ot, gestorben und begraben, mein armes altes Väterchen ? Seine Knie wurden weich, alles Blut wich aus seinem Kopf, stöhnend kippte er vornüber und stürzte direkt neben dem zu Tode erschrockenen Friedhofswärter mit dumpfem Aufprall auf den Grabstein.
So tragisch endete Gottfried Scholls Leben ...

EINSVOR
RETOUR
ANFANG
INHALT
EMAIL


[ h a r d b l a s d i g     38 ]